Nacht der Museen – Stille Nacht im IGA-Park

29.10.2015 15:18

H. Pietschmann

Nun war es so weit, dass das imposanteste Museum der Stadt an der Veranstaltung nicht teilnahm und das Geld für Beleuchtung und Personal einsparte. Mitnichten wegen Personalmangel, sondern weil die Gästebetreuer ( ehemalige Nautiker, Schiffsingenieure und Seefunker) nicht in völliger Einsamkeit und mit einer Rätselzeitung den Abend verbringen wollen. Eine klare, unverblümte Aussage hierzu hätte ich mir von Frau Selling sehr gewünscht!

Es hat nicht an Versuchen gefehlt, dem mangelnden Zuspruch abzuhelfen. Hinweisschilder in Vielzahl in der Stadt sollen Aufmerksamkeit erregen, selbst ein Bus- und Schiffs-Shuttle zur Nacht der Museen 2013 wurde organisiert. Diese Aktion wurde bereits vergangenes Jahr nicht wiederholt, denn selbst kostenlos lässt sich niemand bei Nacht aus der Stadt hinausfahren.

Man rufe sich ins Gedächtnis, wie das Schiff in diese Sackgasse manövriert wurde: Am Anfang stand ein bestelltes Gutachten, welches befand, dass gleichwohl in Schmarl wie auch im Stadthafen Besucherzahlen von über 200.000 möglich wären. Die beauftragte „Expertin“ hatte den Unterschied zwischen bester Lauflage und jwd. hinterm Wald ganz einfach negiert.

Weil es einer Mehrzahl in der Bürgerschaft so genehm war, fand man diese Aussage „passend“ und bestellte eine Entwicklungskonzeption. Die sagt jedoch aus, dass man nach einem Aufwand von 23 Mio. Euro mit gerade 75.000 Besuchern rechnen könne. Der unübersehbar krasse Unterschied zur ursprünglichen Entscheidungsgrundlage berührte die genannte Mehrheit nicht, auch nicht, dass die Projektanten, „bei optimistischer Besucherschätzung“ (Zitat), alljährliche Zuschüsse von 1,6 Mio. für den Weiterbetrieb ausgerechnet haben!

Weil man bedenkenlos wieder die Hand hob, haben wir nun die „Beschlusslage“, dass das Projekt (zum Glück) in absehbarer Zeit nicht finanzierbar ist, dass damit aber auch wie seit über 10 Jahren weiterhin jährlich ca. 2 Mio. aus dem Haushalt zur Aufrechterhaltung der Komapatienten Park und Museumsschiff notwendig sind.

Unser Finanzsenator hat nun am 19.11.2014 in einem Radiointerview des NDR geäußert, dass für die Finanzierung einer maritimen Meile im Stadthafen die Mittel fehlen. Doch schließt das ja nicht aus, dass mit dem Verholen des Schiffs in den Christinenhafen ein Anfang gemacht werden könnte, so wie es auch der Verband der Stadtführer Rostock fordert.

Wohl keinem der Besucher Rostocks wäre es zu viel, 5 Euro für einen Schiffsrundgang an Deck und die Benutzung des Fahrstuhls zu den Aussichtsplattformen Brückennock und Peildeck zu bezahlen. Dass inmitten des Stadthafens tatsächlich 200.000 Besucher möglich sind, ist inzwischen nachgewiesen. Und bei Basiseinnahmen von 1 Million Euro ist es zweitrangig, ob anschließend dann 20 oder 30 % der Besucher Zeit und Lust haben, gegen einen Zusatzbeitrag den Niedergang zu Ausstellung und Maschinenraum hinabzugehen.

Es geht doch nicht nur um die Reputation der Hafenstadt Rostock, sondern darum, mit dem Pfund zu wuchern, das man bisher versteckt hält! Es ist auch nicht so, dass man den bisherigen Standort „plündert“. Im Gegenteil macht man dort eine großflächige Seebühne frei, wo sich u.a. der Wasserskisport etablieren kann. Diese Sportart ist in der Hinsicht einzigartig, dass sie mit Show und Gastronomie über die gesamte Woche hinweg Aktive und Zuschauer in großer Anzahl auch aus weiterem Umland anzieht. Desgleichen ist eine Skateranlage dort, wo die Berliner Projektanten Teiche anlegen wollen, inclusive einer Zuschauerbühne praktisch bereits vorhanden.

Als Sport und Erlebnispark mit privatwirtschaftlichem Betrieb entfallen die Subventionen, mittels deren man bisher mit defizitären Wochenendveranstaltungen Besucher lockt. Wenn die HERO demnächst direkt neben dem IGA-Park ihren „Naturpark Hafenblick“ eröffnet, dann kann man die Kassen unter der Woche künftig ohnehin geschlossen halten.

Frau Jens und nun auch der Maritime Rat spekulieren mit mehrstelligen Millionenprojekten auf Fördermittel, deren Eigenanteil die Stadt in beiden Fällen nicht leisten kann.

Der einzig gangbare Weg ist der, sowohl die stadteigene Liegenschaft „IGA-Park“ wie auch das stadteigene Denkmal „MS Dresden“ so zu vermarkten, dass sie gewinnbringend sind und kein Millionengrab.

Danach kann man, ohne Luftschlösser zu entwerfen, schrittweise an der weiteren Ausgestaltung einer „Maritimen Meile“ arbeiten.

H. Pietschmann
Rostock-Gehlsdorf

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