Artikel Ostseezeitung, 13.05.2015
Maritimer Rat: Meile im Stadthafen nur mit „Tradi“
Der Zusammenschluss von Vereinen und Institutionen präsentierte das Ergebnis derzweijährigen Arbeit. Daraus soll eine Vorlage für die Bürgerschaft entstehen.
Stadtmitte – Viele kleine Schritte und ein ganz großer Wurf – so stellt sich der Maritime Rat die Entwicklung des Rostocker Stadthafens vor. Seit 2013 beraten Arbeitsgruppen über ein Konzept, das der Rat gestern in der Aula im Haus der Musik am Rosengarten präsentierte und zur Diskussion stellte. Kernpunkt soll ein maritim-touristisches Zentrum werden – mit dem Traditionsschiff.
Es wurde auch die Variante geprüft, die „Dresden“ in Schmarl zu lassen, erläutert der Ex-Chef des Ostsee-Instituts für Marketing, Verkehr und Touristik, Karl-Heinz-Breitzmann für die Projektgruppe Maritime Meile.
DasErgebnis: „Das Tradi ist nur im Stadthafen zukunftsfähig“, sagte er, mit dem bekannten Argument höherer Besucherzahlen. Es gehe jedoch nicht darum, das Traditionsschiff und andere Exponate einfach nur in den Stadthafen zu verlegen. Das maritim-touristische Zentrum, so der Arbeitstitel, müsse maritime Wirtschaft und maritimes Erbe so präsentieren, dass es den heutigen Anforderungen entspreche.
Als Vorteil sieht Hans-Joachim Hasse, Sprecher des Maritimen Rats, die Standortentscheidung, das neue Theater auf dem Bussebart zu bauen. Das mache den Weg für das maritim-touristische Zentrum im Christinenhafen frei, so Hasse. Das sei für ihn der bevorzugte Standort, auch wenn der Bereich Kabutzenhof ebenso in Frage käme.
Widerspruch kam bei der Veranstaltung gestern, die im Wesentlichen von Befürwortern der Tradi-Verlegung besucht wurde, nur aus dem Ortsbeirat Schmarl, wo es ja bereits eine maritime Meile am Iga-Park gebe. Zuletzt hatte sich auch die Bürgerschaft stets dafür ausgesprochen, die „Dresden“ zu lassen, wo sie jetzt ist.
Einigkeit dürfte es in Rostock dagegen darüber geben, dass der Stadthafen für Einheimische wie Besucher attraktiver werden müsse. „Rostock benötigt ein weiteres touristisches Highlight“, sagt Breitzmann. „Der Stadthafen muss belebt und aufgewertet werden.“ Zumal dort ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial schlummere.
„Die Innenstadt kann sich nur zum Wasser entwickeln“, weiß auch Citymanager Peter Magdanz. „Das
Schiff steht nicht im Vordergrund“, sagt Kulturamtsleiterin Michaela Selling. „Es gib da Flächen, die stören mich seit 20 Jahren. Es muss eine Aufenthaltsqualität entstehen“, sagt sie.
Auch der Maritime Rat hat nicht nur das Tradi im Blick. Vom Matrosendenkmal bis zu den Silos – die gesamte Kaikante soll attraktiver werden. Zum Konzept gehörten viele Dinge, erläutert Hans-Joachim
Hasse, einst Chef der DSR-Tochter Deutsche Immobilien. Die Gestaltung von Grünflächen, Spielplätze, eine einheitliche Möblierung oder einen Seezeichenlehrpfad nennt er als Beispiele.
Während über die Diskussion zum maritimen Zentrum und seiner Finanzierung sowie zu einer notwendigen Verbindung zwischen Zentrum und Stadthafen wohl noch viel Wasser die Warnow runterfließen wird, sieht Hasse kleine, schnell umsetzbare Schritte wie ein „Guide-System“. So kann er sich Tafeln an Gebäuden und Bauwerken vorstellen, die etwas über Geschichte und Bedeutung erläutern, nennt Hasse nur ein Beispiel. Wichtig ist für ihn: Der Stadthafen soll ein Ort des Lebens für Rostocker wie Besucher sein. Das wünscht sich auch Anita Schreckenbach aus der Nördlichen Altstadt. „Die Kaikante ist mein Kiez.“ Sie freue sich, zu sehen, wie die Jugend den Stadthafen annehme.
Dass immer mehr Menschen das Areal für einen Grill-Abend nutzen, sieht auch Hasse positiv. „Wenn Dreck liegen bleibt, muss der eben entfernt werden.“ Im Juni, so die Planung, legt der Maritime Rat seinen Abschlussbericht zur Entwicklung des Stadthafens vor. Daraus soll bis September
dann eine Beschlussvorlage für die Bürgerschaft entstehen. Dann sei die wesentliche Arbeit der Ehrenamtler beendet, sagt Hasse. Die Umsetzung müssten dann Profis übernehmen.